Connecting the Countryside
Ländliche Mobilität im Aufwind – ein Trend
„Zukunftsinstitut“ heißt ein prominenter deutscher Thinktank. Natürlich ist der Name Programm, denn das Trendforschungsinstitut ermittelt ununterbrochen die wichtigsten gesellschaftlichen Entwicklungen. So auch für ein Thema, das angesichts der Herausforderungen der Verkehrswende in aller Munde ist: klimaneutrale Mobilität. Einen der wichtigsten Trends nennen die Forscher „Connecting the Countryside“, was etwa „Anbindung des ländlichen Raums“ bedeutet.

Die Umsetzung und Ausgestaltung dieses Trends hat bereits Fahrt aufgenommen. Es geht vor allem darum, im Rahmen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ständig verbesserte Angebote für Bewohnerinnen und Bewohner im ländlichen Raum zu schaffen. Diese Entwicklung hat als Ziel, dass für möglichst viele Menschen Busse und Bahnen die Verkehrsmittel der Wahl bleiben oder noch werden. Ob hier neue Ideen ins Spiel kommen oder solche, die sich schon in der Stadt bewährt haben – einziges Kriterium ist: Es funktioniert.
Das Leitbild für einen sich wandelnden ÖPNV auf dem Land: Bus-Hauptlinien sollen mit einer klaren Taktung ein verlässliches Standardangebot bereitstellen, in das zum Beispiel mindestens alle Kleinstädte eingebunden sind. Ergänzungslinien erweitern dann die individuellen Möglichkeiten für die Fahrgäste. Eine besondere Herausforderung im ländlichen Raum: Die Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort sind so verschieden, dass jeweils passgenaue Konzepte nötig sind. Aber in Rheinland-Pfalz mangelt es nicht an Kreativität und Flexibilität, um einen bedarfsgerechten öffentlichen Verkehr sicherzustellen.
Bestehende und zukünftige Angebote
Die Neugestaltung des Busverkehrs ist dabei in vollem Gange. Der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord) arbeitet mit den beiden Verkehrsverbünden Rhein-Mosel (VRM) und Region Trier (VRT) und den betroffenen Landkreisen und kreisfreien Städten zusammen. Für diese Gebiete wurde das ÖPNV-Konzept Rheinland-Pfalz Nord erarbeitet. Gemeinsam mit dem SPNV-Nord haben die Verbünde, Kreise und Städte die neuen Linien und Fahrpläne zu etwa zwei Dritteln umgesetzt. In den kommenden Jahren folgen Ausschreibungen für weitere geplante Linien – besonders im Landkreis Neuwied und im Westerwaldkreis.
Die gleiche Grundausrichtung – verlässlich getaktete Hauptlinien ergänzt um Angebote, die den Bedingungen vor Ort entsprechen – wird in der Region Rheinhessen-Nahe fortgeführt. Der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV Süd), die Landkreise und der Rhein-Nahe Nahverkehrsverbund (RNN) haben hier ebenfalls ein neues ÖPNV-Konzept ausgearbeitet. Im Landkreis Alzey-Worms ist es schon umgesetzt, die Landkreise Mainz-Bingen, Bad Kreuznach und Birkenfeld folgen dann im zweiten Halbjahr 2022. Der SPNV-Nord und ZSPNV Süd verbessern die Verknüpfung zwischen dem Raum Trier und der Landeshauptstadt Mainz. Das beinhaltet auch zwei neue Buslinien: Ab August 2022 gehen regionale Hauptlinien zwischen Trier beziehungsweise Wittlich und Idar-Oberstein in Betrieb, die jeweils Fahrgästen eine schnelle Fahrt nach Mainz ermöglichen und bisherige Lücken im Schienenverkehr schließen.
Mehr Infos hierzu findest du auch unter rolph.de/bus.
Ergänzungsangebote vor Ort
Doch die wichtigste Verkehrsergänzung vor Ort lässt sich mit einem Schlagwort fassen: „ÖPNV on Demand“. Dieses ständig wachsende Angebot ermöglicht, dass Fahrgäste ihre Fahrten noch individueller planen können. Zum Beispiel betreibt der Verkehrsverbund Region Trier (VRT) den RufBus. Mit einer Stunde Vorlauf lassen sich hier per App oder telefonisch einzelne Fahrten buchen. Und ganz gleich, ob man dann in Bus, Kleinbus oder Taxi einsteigt – die Art und Größe des Fahrzeugs wird von der Nachfrage bestimmt –, benötigt man lediglich ein einfaches VRT-Ticket. Gegenüber einer Fahrt mit einem regulären Linienbus zahlen Fahrgäste also keinen Aufpreis. Wer sich einen Platz im RufBus bucht, wählt jeweils eine der vorgesehenen Haltestellen als Start- und Endpunkt.
Der Vorteil: Haltestellen werden nur angefahren, wenn auch tatsächlich Fahrgäste ein- oder aussteigen. Das vermeidet unnötige Wege und ermöglicht einen individuelleren Zuschnitt der Fahrt. Unter anderem Namen, aber mit einem sehr ähnlichen Konzept, betreibt auch der Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) On-Demand-Angebote. Um eine ALF (Anruf-Linien-Fahrt) oder auch ein AST (Anrufsammeltaxi) zu nutzen, muss hier bis spätestens 30 Minuten vorher die Fahrt gebucht werden.
Reiseketten – lückenlos von A nach B
Wichtig sind nicht nur in ländlichen Gebieten – aber dort besonders – lückenlose Reiseketten. Für Fahrgäste zählen vor allem kurze Umsteigezeiten von einem Verkehrsmittel auf das andere und die Möglichkeit, die Reise vorab online zu planen. Apps wie zum Beispiel myVRN informieren die Fahrgäste darüber, wie sie einfach und günstig ans Ziel kommen, welche Kombination von Bus, Bahn, Carsharing und Bikesharing also optimal ist. Und Live-Daten informieren über die aktuelle Pünktlichkeit.
Bestandteil einer solchen Reisekette können normale Leihräder sein, aber natürlich auch E-Bikes. Im VRM wurde ein Projekt zum Aufbau eines Systems von E-Bike-Verleihstationen auf den Weg gebracht. Geplant ist die Umsetzung bis 2023.
E-Carsharing
Carsharing kann auch Bestandteil eines klimaneutralen öffentlichen Verkehrs sein und mit Bürgerengagement Hand in Hand gehen: Das Landesnetzwerk Bürgerenergiegenossenschaften Rheinland-Pfalz hat das Projekt „Praxis der Bürgerenergie – Mobilitätswende“ ins Leben gerufen. Gefördert vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität entwickeln Energiegenossenschaften, Kommunen und Mobilitätsgemeinschaften Möglichkeiten, private elektrische Fahrzeuge im Rahmen eines nachbarschaftlichen Carsharings zu nutzen, und zwar mit lokal gewonnener grüner Energie. Stichwort: „e-Carsharing in Bürgerhand“ (eCB).