Im Strom vom Stream

Wenn sich Gleis- und Handlungsstrang in voller Fahrt kreuzen, liegt Hochspannung in der Luft. Wir liefern Empfehlungen für Serien- und Filmthriller, die an den Nerven kitzeln – mit starken Hauptfiguren unterwegs in verstrickten Stories und unvergesslichen Zügen.

Mobile Zwanziger: Babylon Berlin

Nicht immer golden, aber immer bewegt. In der Serie Babylon Berlin, die in den 1920ern spielt, kommt alles zusammen: Ballsaal, Glitzer, Elend, Rausch – und diverse Mobilitätsmittel. Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch), als Sonderermittler von Köln nach Berlin versetzt, nutzt in diesem Gemälde einer Serie alles, um dem Verbrechen auf die Schliche zu kommen: Tram und Taxen, Rad und Züge. Alles ist in Bewegung – und die Rollenbilder selbst. Begleitet von Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) als Kriminalassistentin taumelt Rath durch das opulente Durcheinander der Metropole Berlin, um die verbrecherischen Verstrickungen von Reichswehr, Polizei und Exil-Russen aufzulösen. Streamwürdig: Wie das Team um Regisseur Tom Tykwer einen 70 Jahre alten Zug aus dem Depot holte – und so für die zweite Staffel einen cineastischen Höhepunkt aufgleiste. Ein frontales Duell auf dem fahrenden Zug, befeuert von 60 Tonnen Kohle, 300m3 Wasserdampf und viel, viel Filmmunition. Die vierte Staffel ist draußen – und Gereon Rath ist wieder unterwegs das Verbrechen zu bekämpfen, in einem Berlin der Extreme am Ende der Weimarer Republik.

Streaming: Amazon PrimeApple tv und Wow

Unter Washingtons Nase: Der unsichtbare Dritte

Man täusche sich nicht. Thriller in Technicolor verlieren nicht an Spannung – und lassen die schönsten Züge des 20. Jahrhunderts noch strahlender wirken: Für Cary Grant in der „Unsichtbare Dritte“ (North by Northwest) liefert der luxuriöse Schlafwagen Nº 3901 des „Twentieth Century Limited Express“ eine kurze Auszeit in einem sonst atemlosen Hitchcock-Thriller. Der New Yorker Werbefachmann Roger Thornhill wird von der Polizei als mutmaßlicher Mörder gesucht und von einem ausländischen Spionagering als vermeintlicher Agent gejagt – lauter gute Gründe, die Stadt zu verlassen. Das legendäre New Yorker Grand Central Terminal liefert das Setting für die Flucht von New York nach Chicago – und von dort weiter an der Seite der unfassbar coolen Eva Saint Marie quer durchs Land. Bis zu einem amerikanischen Wahrzeichen: Mount Rushmore. Dort, irgendwo unterhalb von Washingtons Nase, liefert Hitchcock einen dramatischen Showdown – und Cary Grant die Vorlage für einen bekannten Nachfolger: James Bond. Immer selbstironisch, immer im Maßanzug – und noch eine Spur lässiger? Schaut selbst! 

Streaming: Amazon PrimeApple tv

Pendelobsesessionen: The Girl on the train

Nirgendwo pendelt es sich schöner – und dramatischer: Tagein tagaus fährt Rachel (die fabelhafte Emily Blunt!) mit dem Pendlerzug aus den mondänen New Yorker Norden rein in die Stadt, nach Manhattan – und fährt dabei an der Straße vorbei, in der sie mit ihrem Ex-Mann lebte. Die Scheidung von ihm hat sie zerstört. Sie trinkt, hat ihren Job verloren – und flüchtet sich wie besessen in das Glück der Anderen. Jeden Tag stoppt der Zug an derselben Stelle – mit Aussicht auf ein Haus, in dem ­Rachel sich das perfekte Paar vorstellt – bis sie die Frau bei einem Ehebruch ertappt. Und auf Rache sinnt. Ein Thriller, der sich langsam, aber atmosphärisch stark  hoch pendelt zwischen drei wechselnden Erzählperspektiven – Zug um Zug.

Streaming: Amazon PrimeApple tv und Netflix

Doppelter Pfeil nach oben