Wo Verkehr und Honig fließen

Wenn auf Haltestellendächern Blumenwiesen wachsen, verwandeln sich Bus- in Bienenhaltestellen – und Verkehrsverbünde markieren ein neues Ziel auf dem Fahrplan: Biodiversität.

Unten wird gewartet, oben gesummt. Mainzer Bushaltestellen blühen dieses Jahr ganz neu auf: Mit Gräsern und Pflanzen auf begrünten Dächern. Bienenfreundliche Pflanzen wie Mauerpfeffer zählen zu den pflegeleichten Arten, die seit 2021 auf einigen Haltenstellendächern der Verkehrsgesellschaft in den Mainzer Himmel wachsen – und so die Stadtatmosphäre verbessern. 

Die neuen Haltestellen sind richtige Klimawandler: Sie kühlen die Luft ab, feuchten sie an und schaffen kühlende Fahrplaninseln – im Hotspot der Mainzer Neustadt. Weitere Benefits: Die Pflanzen reinigen die Luft von Staub und Schadstoffen, sie binden Kohlendioxid, Stickstoff und speichern Regenwasser. Alles mit geringem Aufwand: Da sie in Muttererde wachsen, müssen sie nur selten gewässert werden. In Zeiten fortschreitender Flächenversiegelung liefern die grünen Haltestellen
eine smarte Praxis wie Mobilitäts- und Klimawende Hand in Hand gehen.

Was man nicht ahnt: Die gegenwärtigen Stadtnaturen mit ihren vielfältigen Flächen vom Abstandsgrün bis zum Sportplatz sind bereits heute oft artenreicher als das grüne Umland. Innerhalb der Stadt Frankfurt wurden beispielsweise 1750 Pflanzenarten gezählt, im Taunus 1250. 

Die Inspiration, Biodiversität in den Nahverkehr zu integrieren, kam aus den Niederlanden.Die Stadt Utrecht hat flächendeckend als europäischer Vorreiter mehr als 300 grüne Haltestellen ins Liniennetz gepflanzt. Solarpaneele bringen die Werbeanzeigen auf den Seitenwänden zum Leuchten – und sorgen für die Finanzierung. 

Vom Effekt begrünter Haltestellendächer profitieren Vögel, Schmetterlinge, Bienen – und die Menschen. Für ein Glas Honig legen Bienen 120.000 km zurück. Dieses Jahr mit fünf neuen Haltestellen auf dem Flugplan.   

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