Mehr Bus fürs Land

Rheinland-Pfalz bekommt ein neues Buskonzept. Das bedeutet: Komplett neue Busnetze mit besserem Angebot für die ländlichen Regionen, angepasste An- und Abfahrtszeiten von Bus und Bahn, aber auch Einbindung der Schülerbusse in den Linienverkehr sowie flexible Angebote wie Rufbusse und Anrufsammeltaxis für die schwächer genutzten Zeiten: Das ist keine Zukunftsvision.

Das ist das neue Buskonzept für Rheinland-Pfalz, das vom Land gemeinsam mit den Zweckverbänden ÖPNV im Norden schon in weiten Teilen umgesetzt wurde und für den Süden nun Fahrt aufnimmt.

ROLPH hat bei der Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz, Katrin Eder, nachgefragt, wo wir bei der Revolutionierung des Bussystems stehen und wie es weitergehen wird.

Frau Ministerin Eder, warum brauchen wir ein neues Buskonzept für Rheinland-Pfalz?

Katrin Eder:  Rheinland-Pfalz will klimaneutral zwischen 2035 und 2040 sein. Leider steigen im Verkehrssektor weiterhin die CO2-Emmission. Wenn wir das in den Griff bekommen wollen, müssen wir am ÖPNV ansetzen. Denn gerade in Rheinland-Pfalz als Flächenland – und damit eben auch als Pendlerland – ist die Abhängigkeit vom Auto besonders groß. Insbesondere dort, wo es keine Schiene gibt. Die Buskonzepte berücksichtigen das: Sie schaffen attraktive Verbindungen und erleichtern so den Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel.

Nach welchen Kriterien wurde geplant?

Katrin Eder: Wir wollen landesweit Angebote mit einer vernünftigen Taktung in die Fläche bringen. Das Rückgrat sind die Bahnstrecken, die vor allem die Zentren verbinden. Diese werden mit Buslinien ergänzt. So entsteht ein hierarchisch gegliedertes Liniennetz, wodurch das Land viel besser als zuvor mit dem ÖPNV erschlossen wird. Den Fahrplan ergänzen wir um Rufbusse und Sammeltaxen, so dass wir auch dann ein Angebot haben, wenn die Menschen es brauchen.  

Ganz wichtig ist mir, dass auch der Schülerverkehr in den Linienverkehr integriert wird. Der nächste Schritt sind Mobilitätspunkte: An den großen Haltestellen muss man ganz einfach auf ein anderes Verkehrsmittel umsteigen können, sei es auf eine andere Buslinie, auf die Bahn oder auf ein Pedelec oder Leihfahrrad.

Seit 2015 wird im Bereich des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord das neue ÖPNV-Konzept umgesetzt. Welche Erfahrungen wurden damit gemacht?

Katrin Eder: Es freut mich, dass es immer mehr Leute nutzen. Das zeigt, dass sich Zeit und Geld ausbezahlen, die in dieses Projekt geflossen sind. Ich hoffe, das gute Angebot spricht sich noch weiter herum, so dass es noch von mehr Menschen genutzt wird. Wir machen eine angebotsorientierte Verkehrspolitik und die neuen Buskonzepte sind dabei ein Meilenstein.

 

Was bedeuten die neuen Bus-Konzepte für die Taktung der Busse?

Katrin Eder: Mit dem „Rheinland-Pfalz-Takt 2015“ haben wir ein sehr gutes Angebot für den schienengebundenen öffentlichen Nahverkehr. Daran knüpfen die neuen Buskonzepte an: Die Taktung der Buslinien ist ausgerichtet auf die Taktung der Bahn.

"Wir machen eine angebotsorientierte Verkehrspolitik und die neuen Buskonzepte sind dabei ein Meilenstein."

Ministerin Katrin Eder

Das eine sind die Anbindung und die Buslinien. Das andere die Fahrzeuge selbst und die Haltestellen. Wie sieht es hier aus mit der Barrierefreiheit?

Katrin Eder: Wir erstellen zurzeit ein landesweites Haltestellenkataster, um die Haltestellen barrierefrei auszugestalten. Das ist sehr wichtig, denn es ist ja eine Stärke des ÖPNV, dass man im besten Fall mit dem Kinderwagen oder einem Rollator barrierefrei in Bus und Bahn unterwegs sein kann.

 

Der Landkreis Birkenfeld will künftig auf Elektrobusse setzen. Wäre das ein Modell für das Land?

Katrin Eder: Wir müssen landesweit umstellen. Das ist auch gesetzlich vorgeschrieben: Die „Saubere Busbeschaffungsverordnung“ verlangt, dass wir die großen Nutzfahrzeuge sukzessive auf emissionsfreie Antriebe umstellen – sprich auf Elektromotoren oder Wasserstoffantrieb. Hierzu gibt es umfangreiche Förderprogramme des Bundes für die Unternehmen und die kommunalen Anbieter. Wir als Land unterstützen und beraten die Kommunen dabei.

Wann wird das Realität?

Katrin Eder: Unser Ziel sind 100 Prozent, wann das erreicht ist, steht nicht fest. Denn die Beschaffung ist alles andere als einfach. Wir beginnen zunächst in den Städten, um die Feinstaubbelastung in den Innenstädten zu verringern. Auf dem Land müssen wir auch die Reichweiten der Elektrobusse mitbedenken.

 

Die neuen Busnetze werden auch durch kommunale Betriebe gefahren. Welche Vorteile bringt das?

Katrin Eder: Der ÖPNV gehört auch zur Daseinsvorsorge. Wir haben, insbesondere in den Städten, gut funktionierende kommunale Betriebe, die den ÖPNV fahren. Und die Kommunen kennen die Situation vor Ort am besten. Sie sind es, die in Zusammenarbeit mit den Verbünden die ÖPNV-Konzepte diskutieren und erstellen. Daher ist der ÖPNV in den Kommunen richtig angesiedelt.

Das klingt alles sehr vielversprechend. Bis wann wird das komplette Busnetz stehen und alle Linien in Rheinland-Pfalz am Start sein? Und was sind die nächsten Schritte?

Katrin Eder: Zum 1. April startet im Verkehrsverbund RNN ein neues Busnetz. Das ist ein Meilenstein, denn es ordnet die Verkehrsströme im Mainzer Umland komplett neu. Wir erhoffen uns davon spürbare Effekte bei der Nutzung des ÖPNV. Im nächsten Schritt wird das Bus-Konzept für die Pfalz erarbeitet.

Entscheidend sind die nächsten drei bis vier Jahre, auch bei der Erarbeitung des neuen Landesnahverkehrsplans. Wir möchten die Menschen einbeziehen, um die Standards zu definieren, die die Bedürfnisse vor Ort zusammenbringen können. Das wird eine große Herausforderung. Wir sind das erste Flächenland, das sich einen Landesnahverkehrsplan in dieser Form geben wird.

Es bleibt also spannend. Vielen Dank Frau Ministerin Eder für das Gespräch.

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